Das hat mal ein Chef von mir 1999 gesagt. Eine weise Grundhaltung – damals wie heute. Wenn ich morgens die beiden Tageszeitungen meiner Wahl durchgelesen habe, bin ich oft weniger motiviert,  in den Tag zu starten. Das liegt sicher vor allem an der Vielzahl der politischen und militärischen Auseinandersetzungen, über die zurecht prominent berichtet wird.

Meine Unruhe liegt aber auch an den – zumeist im Wirtschaftsteil zu lesenden – Berichten über angebliche „Mangelwirtschaft“. Wir bekommen seit Jahren nur mit langem Vorlauf Facharzttermine. Werden wir als Notfall ins Krankenhaus geschickt, stören wir den Tagesablauf und müssen lange warten. Reparaturen an KFZ lassen sich nur hellseherisch planen, da die Werkstätten angeblich für spontane Hilfe kein Personal und keine Teile haben.

Genauso verzögert sich die Auslieferung von Neufahrzeugen wegen angeblicher Lieferkettenengpässe. Lehrer- und Erziehermangel (m/w/d) lässt Unterricht ausfallen und schädigt nachfolgende Generationen in ihrer politischen Bildung und in ihrer Wirtschaftskraft. Gerichte schaffen es nicht mehr, komplexe Verfahren vernünftig zu Ende zu bringen und müssen sich dank antiquierter Aktenbergelogistik wie im Altertum abarbeiten. Wollen wir ein Restaurant besuchen, haben die bis zu drei Tage in der Woche Ruhetag und man kann froh sein, sich nicht selbst bedienen zu müssen.

Evergreens wie „Widerspruchsregelung Organspende“, „Verwaltungs-Vereinfachung/Digitalisierung“, „Ausbau Bahninfrastruktur“ und „Bundeswehrertüchtigung“ versanden in den Mühlen unserer Bürokratie der „preußischen“ Exekutive und in eindeutig ideologisch geprägten Legislativen, die nur bis zum nächsten Parteitag denken. Warum nicht einfach machen? Oder einfach machen?

Das führt mich zur Überschrift: „Listen to the people“ heißt für mich, nicht alles Top Down zu designen, zu normieren, zu antizipieren und zu vollführen. Es ist viel wichtiger, mal den echten Executives, den Ausführenden, zuzuhören. Nicht dem CEO, sondern dem Maschinenführer, dem Lageristen, dem Mechatroniker, dem Krankenpfleger oder dem Straßenreiniger (m/w/d).

Mit Letzterem hatte ich gestern einen spannenden Talk über seine Arbeitsbedingungen in Hamburg. Neben der Ignoranz der Bürger und Gewerbetreibenden im Viertel, der er sich ausgesetzt sieht, besteht sein Problem vor allem darin, dass seine „Chefs“ vom Müllmanagement in seinen praktischen Nuancen keine Ahnung zu haben scheinen, seine Arbeitsbedingungen aber permanent so angepasst werden, dass der Bürger weniger davon hat und sich gleichzeitig das betriebswirtschaftliche Ergebnis des Eigenbetriebs Stadtreinigung stetig verbessert. Nach seiner Meinung wird er nicht gefragt, er empfängt Befehle.

Ich frage mich also ernsthaft, ob all die Überschriften der Mangelwirtschaft und Verschieberitis (für Anspruchsvolle: Prokrastination) in Deutschland nicht eher auf den Optimierungswünschen der jeweiligen Führung bzw. Shareholder beruhen. Die Menschen an der Basis haben oft sehr pragmatische, bildhafte und schnell umsetzbare Ideen, wie sich ihr Output verbessern lässt und somit der Purpose des Unternehmens für den „zahlenden Gast“ besser erfüllt wird.

In diesem Sinne: Auf eine wertschätzende und kommunikative Führung, die alle Ressourcen im Unternehmen nutzt und aufmerksam zuhört.