„Das war dann mal weg“ ist eine beliebte kleine Serie des ZDF. Es wird berichtet über die kleinen und großen Dinge des Lebens, die uns zum Teil über Jahrzehnte begleitet haben und sich dann infolge einer technischen Evolution oder Revolution oder durch unser geändertes Nutzungsverhalten still und leise verabschiedet haben.

Nehmen wir einmal den Plattenspieler, das ockerfarbene Wählscheibentelefon mit 3-Meter-Schnur im Hausflur, den Walkman mit Kassette oder die nach Telefonbuch und kaltem Rauch riechende Telefonzelle. Die vor 1980 Geborenen sollten noch alles im Original gesehen haben. Spannend, wenn wir heute so auf die Dinge schauen: Damals waren sie wichtig, einzigartig, unverzichtbar und meist teuer. Gerade dieser Tage erzählte mir ein ehemaliger Telekom-Mitarbeiter, dass er noch vor einigen Jahren Kundenrechnungen gesehen hat, wo seit 20+ Jahren eine Miete für ein Wählscheibentelefon abgerechnet wird.

Christian Marnetté in einer Beratungssituation einer Führungspersönlichkeit im Büro

Manche Dinge überleben auch in geschützten Biotopen: Nehmen wir mal das Telefax. Mit dem Inhaber meiner Ausbildungsfirma habe ich in dieser Woche in Erinnerungen geschwelgt, dass ich in den 80er Jahren noch jedes Mal seinen Vater fragen musste, bevor ich statt des Telex ein teures Fax von seinem Schreibtisch aus versenden wollte. Natürlich hat dieser Betrieb heute keine Telefaxe mehr, aber als ich meine Firma vor einigen Monaten gegründet habe, sagte der Rechtsbeistand, dass ich zur Erreichbarkeit durch Behörden dringend auch einen Faxanschluss in den Unterlagen angeben müsse. Das kennen wir ja schon von den Gesundheitsämtern. Auch ein Schulfreund berichtete dieser Tage, dass er an die Beamtenversorgung (wo er Unterlagen für seine schon etwas ältere Mutter einreichen muss) alles immer entweder per Brief oder per Telefax einreichen müsse. E-Mail kennt man dort anscheinend nicht.

Warum schreibe ich darüber? Erstens, ich merke mit einem Augenzwinkern, dass ich schon etwas länger auf dem Planeten bin, wenn mir solche Sachen auffallen. Zweitens, es ist nie zu spät, innovativ und entschieden konsequent zu sein. Überprüfen wir bitte regelmäßig unser Umfeld, ob sich technische, organisatorische oder administrative „Zombies“ darin befinden. Diese „untoten“ Dinge können Prozesse sein, die keiner mehr richtig lebt oder versteht, die aber noch von Teilen des Unternehmens stoisch und teuer gelebt werden. Oder schlecht genutzte Tools (z.B. IT), die nie so richtig Performance gebracht haben und uns daran hindern, modern zu arbeiten und zu entscheiden. Oder Organisationsmodelle, die uns an flexibler und kommunikativer Arbeitsweise hindern, die aber „immer schon so waren“ und deshalb als quasi heilige Kühe gelten.

Für jede Sache, die wir kaufen, sollten wir eine Sache wegschmeißen, verkaufen oder verschenken. Für jedes System, das wir anschalten, sollten wir eines abschalten. Für jeden neuen Prozess, den wir einführen, sollten wir einen abschaffen.

Gehen Sie konsequent gegen die „Zombie-Biotope“ vor und ermuntern Sie Ihre Mannschaft, Ihnen die versteckten Kosten und Hemmnisse zu benennen. Auch das ist Teil von Innovation und Evolution im Unternehmen. Dann können wir hier demnächst eine Logistik- und Speditions-Edition von „Das war dann mal weg“ ins Leben rufen, ich bin gespannt auf Ihre Nominierungen.